Demenzbegleitung: „Sperrt sie nicht weg!“
- geistigefitness
- 17. Juni 2021
- 2 Min. Lesezeit
Demenz ist eine heimtückische Krankheit. Sie kann jeden von uns erwischen, unabhängig von unserem finanziellen Status und unserem Bildungsgrad. Viele bekannte Persönlichkeiten erkrankten daran, wie z.B. die Politiker Margaret Thatcher und Ronald Reagan, Colombo- Darsteller Peter Falk oder Entertainer Harald Juhnke.
Bei meiner täglichen Arbeit als Demenzbegleiterin bin ich immer wieder überrascht, wie viel noch hinter diesem „Schleier des Vergessens“ verborgen ist. Natürlich gibt es Tage, die schwieriger zu bewältigen sind, als andere. Tage, an denen mehr Unterstützung benötigt wird. Doch es bleibt auch einiges, das mich staunen lässt.
Grundsätzlich kann man von jedem anderen Menschen etwas lernen. Was mich an der Demenz aber so fasziniert, ist, dass vieles, das wir Gesunde für so wichtig halten, einfach nicht mehr wichtig genommen wird. Das Leben entschleunigt sich. Gefühle werden an die erste Stelle gesetzt und auch zugelassen. Nichts wird verschönert, die Wortwahl ist direkt und hemmungslos ehrlich.
Die Reaktionen der Angehörigen bei der Diagnose Demenz sind extrem verschieden. Grundsätzlich macht sich Verzweiflung breit, die angesichts der Situation auch verständlich ist. Doch was geht in einem Menschen vor, dessen Gedanken sofort auf einen fixen Betreuungsplatz abzielen? Im Anfangsstadium ist das überhaupt noch nicht notwendig. Man kann dem Verschlechterungsprozess entgegenwirken, indem ein größtenteils normales Leben weitergeführt wird.
Bauen Sie ein Netz, das den Erkrankten auffangen kann. Bei beginnender Demenz ist noch so viel möglich und sollte vom Angehörigen auch alleine erledigt werden. Trauen Sie den Betroffenen mehr zu. Binden Sie sie in den Alltag ein, aber unterschätzen Sie trotzdem nicht, dass verschwindendes Raum- und Zeitgefühl sowie die Erinnerungslücken ein großes Hindernis für den Erkrankten darstellen. Suchen Sie Möglichkeiten, die Betreuung vor Ort zu organisieren. Es gibt immer helfende Hände, wie Nachbarn oder Freunde. Die Tageszentren der Stadt Wien bieten Abwechslung für den Demenzpatienten an. Zeit, um sich selbst zu erholen und wieder Kraft zu tanken.
Es ist ein steiniger Weg und er kann plötzlich zu Ende sein. Lasst die Demenzkranken uns zeigen, wie viel Erfahrung und Weisheit noch in ihnen steckt. Lernen wir, wieder über Gefühle zu kommunizieren. Das kann auch unser Leben hochgradig verbessern.
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